wenn sich der Londoner Alt-Pop-Künstler Congee mit seiner Mutter unterhält, erschwert bis heute eine ungewöhnliche Sprachbarriere die Kommunikation. Sie kam in den 1980er Jahren aus Hongkong nach London, spricht bis heute kaum Englisch. Ihm wiederum ist die chinesische Sprache fremd. Auf seiner Debüt-EP „Kwong“ textet er Nachrichten an seine Familie, „die sie hören sollen„. Das Video zur neuen Single „Forever„ folgt der Reise eines Jungen, der lernt, wie man fliegt.
Congee, der eigentlich Sam Tsang heißt, hat hinter den Kulissen bereits für Größen wie Ed Sheeran, Sigrid, Fred Again und seine Freundin, Brit-Award-Gewinnerin Griff gearbeitet. Letztere war es auch, die ihn motivierte es mit der Musik zu versuchen. Die „Kwong“-EP besteht aus sechs Tracks voller warmem, zärtlichem elektronischen Pop. Darauf wendet sich Congee an seine Eltern – seine Mutter, die als Reinigungskraft für die Formel 1 in Silverstone arbeitete, und seinen Vater, der die Tätigkeit als Lehrer für einen Reiseleiter-Job im Londoner Houses of Parliament aufgab.
Liebe und Zuneigung trotz naturgegebener Distanz
„Kwong“ handelt von innersten Gefühlen der Liebe und Zuneigung, aber auch einer naturgegebenen Distanz. „Es fällt mir wirklich schwer, mit meinen Eltern auf einer tieferen Ebene zu sprechen„, erklärt er, „es war immer sehr praktisch. Meine Mutter sagt mir, dass sie mich liebt, indem sie mich fragt, ob ich Hunger habe.“ Essen mit Liebe gleichzusetzen macht Sinn für einen Künstler, der sich Congee nennt – chinesischer Reispudding, für alle, die es nicht wissen.
Aufgewachsen mit Classic-Rock-Riffs und seiner Gitarre, lernte Congee zu Studienzeiten seine Liebe für elektronische Musik und das Produzieren kennen, erforschte den weitreichenden Einfluss von Brian Eno, Stockhausen und Subotnik. Heute inspirieren ihn vor allem Künstler, die eine Welt um ihre berauschende Mischung aus modernistischer Produktion und beispielhaftem Songwriting herum aufbauen: Frank Ocean, Kanye West, Tyler, the Creator und Bon Iver.
Gesamplete Stimme der Großmutter; Vater als Hauptdarsteller im Musikvideo
Der Opener „This Is Me“ ist ein aufmunterndes Gespräch zum Thema Selbstzweifel. Mit „Be Alright“ wendet er sich direkt an seine Mutter. Herzlich, aber auch traurig stellt er fest, dass beide bis heute nicht die Gespräche führen können, die sie gerne führen würden. Durch Songs wie „Honest“ und „Forever“ wird die Sehnsucht greifbarer. Hier samplet er die Stimme seiner Großmutter, dort übernimmt sein Vater die Hauptrolle im Video.
„Kwong“ fühle sich an, als sei eine Last von ihm gefallen, sagt Congee. Die EP enstand in der Hoffnung, nicht mehr über die ganzen Gefühle und Erinnerungen nachdenken zu müssen. Und doch trägt er weiterhin die gleiche Last der Sprachbarriere mit sich herum. „Ich kann immer noch kein Chinesisch sprechen, weißt du„, sagt er.
Die Zukunft von Congee hat gerade erst begonnen. Eine zweite EP ist bereits in der Entwicklung, während seine Live-Show vom rein elektronischen Auftritt um die Energie und Improvisation einer Live-Band ausgebaut wird. „Dieses Projekt ist wirklich der Beginn einer Welt, die ich baue“, schließt Congree, der Gesang, Instrumente, Produktion und Artwork stemmt. „Ich wollte all diese Bilder, Visuals, Themen und Sounds vorstellen und sie in die Welt tragen.“
Fotocredit: Filmawi