Mehr als vier Jahre ist es her, dass die Leipziger Dark Metal-Band The Fright mit ihrem Album „Canto V“ ein imposantes Zeugnis großer musikalischer Qualität abgelegt hat. Vier Jahre, in denen die Welt noch komplizierter und schwieriger geworden ist. Die gesellschaftlichen Verwerfungen unserer Zeit, die medizinisch unklare Lage, dies alles hat viele Bands und Künstler irritiert, manche sogar unwiderruflich demotiviert. Nicht so The Fright, die aus Herausforderungen eine besondere Energie ziehen und mit „Voices Within“ ein in vielerlei Hinsicht zeitgemäßes und in seiner Intensität eindrucksvolles Werk erschaffen haben. Erneut hat sich die Band um Frontmann Lon Fright künstlerisch gesteigert, hat personell und stilistisch an wichtigen Stellschrauben gedreht und die gedrückte Gemütslage der Öffentlichkeit in ein zuversichtliches Metal-Statement umgewandelt. „Voices Within“ ist ein Spiegelbild der Gegenwart, zugleich aber auch ein Verweis auf die Zukunft, ein trotz seiner unterschwelligen Melancholie uneingeschränkt positives Album. Oder wie es Lon Fright zusammenfasst: „Unser Sound hat sich verändert, er klingt etwas schwerfälliger und sperriger, beinhaltet dennoch weiterhin viele Pop-Elemente und eingängige Melodien. Wie Lavagestein, aus dem eine Blume entwächst. „Voices Within“ ist ein Album gegen die Art des Erwachsenwerdens, bei der man den Blick für die Schönheit des Lebens verliert.“
Die Gründe für den großen Entwicklungsschritt von The Fright sind vielfältig und nicht zuletzt in einer wichtigen Umbesetzung begründet: Neu in der Band ist Gitarrist Chris North, der zusammen mit Lon Fright nun das kompositorische Rückgrat von The Fright bildet und mit seinem kraftvollen und erdigen Spiel die neue Scheibe maßgeblich prägt. Chris North hat eine Black Metal-Vergangenheit und verabreicht The Fright mit seinen Fingerfertigkeiten eine größere Bandbreite an Sounds und Stilen. Seine Riffs und Powerchords bilden die perfekte Grundlage und zugleich das atmosphärische Spannungsfeld für die hymnischen Gesänge seines Sängers. „In kompositorischer Hinsicht bin ich eher der Popper“, zwinkert Lon Fright, „aber durch Chris habe ich Black Metal-Lunte gerochen. Aufgrund seiner Gitarrenparts haben sich für uns viele neue Möglichkeiten eröffnet. Davon profitiert ‚Voices Within‘ unüberhörbar.“
Lon Fright spricht von Songs wie „Identity“ mit seinem kompromisslosen Heavy Riff, von „End“, in dem durch die geschickt eingewobene Tremolo-Gitarre sogar ein Shoegaze-Verweis durchschimmert, und besonders vom Albumfinale ‚Fall‘, dem kulminierenden Höhepunkt einer vom ersten bis zum letzten Ton fesselnden Scheibe. ‚Fall‘ zeigt The Fright von ihrer massiv metallischen Seite, mit schweren Doom-Attacken und thematischem Tiefgang. Lon Fright: „Es geht um Ellenbogenmentalität und Rastlosigkeit, um Menschen, die man auf dem Weg zum Gipfel verletzt. Ich sage: Wenn der Weg zum Gipfel nur mit Rücksichtslosigkeit zu erklimmen ist, dann stürze ich lieber und stehe nie wieder auf.“ Neben vielen neuen Stilmitteln findet man auf „Voices Within“ aber natürlich auch typische The Fright-Tracks, wie etwa die erste Singleauskopplung/den ersten Videoclip ‚Choices‘ (VÖ. 18.02.2022) mit seiner Hoffnung auf die unzähligen Chancen, die das Leben bietet: „Der Text handelt vom Bewusstwerden der Endlichkeit, denn ohne Endlichkeit ergibt das Leben keinen Sinn.“ Am 01.04.2022 folgt dann ‚End‘ als zweite Single/zweiter Clip. Schließlich und parallel zum Album-Release am 29.04.2022 wird mit „Illusion“ und seiner Suche nach dem Kind in uns allen der Kreis der Singles/Videos abgerundet.
Tiefschürfende Inhalte also, und das in gewohnt hochwertiger Soundqualität: Aufgenommen wurde „Voices Within“ im Band-eigenen ‚Dead Road Studio‘, eingetrommelt hat die Scheibe erneut Yannik „Rage“ Fleming, hinzu kommt der Gastbeitrag von Marie-Christin Herberg am Piano, für das Editing und den Feinschliff im Bereich Synthies wurde Disillusion-Mastermind Andy Schmidt ins Boot geholt, den Mix und das Mastering hat Audio-Engineer Dennis Koehne übernommen. Abgerundet wird das Werk durch ein außergewöhnliches Album-Cover: Das im Original 1 x 1 Meter große Gemälde des Leipziger Künstlers Benjamin Sprunk aka. ‚Xin1 Art‘ offenbart seine Besonderheit erst auf den zweiten Blick. Dieses Phänomen darf man allerdings durchaus als programmatisch bezeichnen, denn wer weiß, welchen (Metal-) Blick „Voices Within“ in Zukunft auf The Fright werfen wird?
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