„Hätte man uns zugehört, könnten diese 9 Menschen heute noch leben.“
Zeitgleich zum Erscheinen seiner Debüt-EP „Irgendwann wird alles leichter“ gestern am 8. April, veröffentlichte der Rapper und Songwriter ANOKI zu seinem Song „Schüsse“ ein neues Video.
Im Interview mit Soundkartell erzählt er zur Entstehung des Songs:
„Am 19.02.2020 wurden in Hanau 9 Menschen von einem rechtsradikalen Terroristen erschossen. Dass es überhaupt so weit kommen konnte – alleine das ist unerträglich, denn: Viele Menschen mit Migrationsgeschichte, zahllose antifaschistische Initiativen haben seit Jahren davor gewarnt, dass so etwas passieren wird. Aber ihnen wurde nicht zugehört, sie wurden nicht ernst genommen, denn es darf nicht sein was nicht sein darf. Am Tag nach diesem Ereignis war ich, weil ich versucht habe irgendetwas gegen meine damit verbundene Ohnmacht zu tun, im Studio und habe diesen Song geschrieben. Das was ich darin sage, kam einfach Zeile für Zeile komplett an einem Abend. Es war einfach schon lange bereit gesagt zu werden und hat seit Jahren in mir gebrannt. Und genau da kommen wir zu der Frage nach dem „Bleiben oder Gehen“: Wenn ich seit ich denken kann rassistische Anfeindungen erlebe, meine Freund*innen mit Migrationsgeschichte die auch erleben und mir und uns niemand zuhört, uns nicht ernst nimmt wenn wir davon erzählen, ich abgetan werde mit „hab dich nicht so/ das ist nur spaß/ du bist ja empfindlich/etc.“ und dann so etwas passiert, fühlt sich der Ort an dem so etwas passiert immer weniger nach Heimat an. Denn Heimat ist ein Ort an dem grundlegende Bedürfnisse, wie zum Beispiel deine körperliche Unversehrtheit, nicht zur Frage stehen. Doch die Frage muss ich und müssen sich viele migrantische Freund*innen von mir jeden Tag stellen, solange solche Dinge passieren. Hätte man uns zugehört, könnten diese 9 Menschen heute noch leben.“
Fotocredit: Janos Götze