Aufgrund der Auswirkungen von Covid und der daraus resultierenden Unmöglichkeit für Korn, Liveshows zu spielen – ein Novum in ihrer illustren Karriere –, unterscheidet sich die Entstehungsgeschichte von „Requiem“ vom Gros der anderen innerhalb des Band-Œuvres grundlegend. „Requiem“ ist ein Album, das aus einem Mehr an Zeit und der Möglichkeit, ohne jeglichen Druck schöpferisch tätig werden zu können, entstanden ist. Beflügelt von neuen kreativen Prozessen ohne zeitliche Einschränkungen war die Band im Stande, Dinge auf „Requiem“ umzusetzen, für die sie die letzten zwei Dekaden nicht immer die Möglichkeiten hatte. Sich mehr Zeit zum gemeinsamen Experimentieren gönnen zu können etwa, aber auch die Entscheidung, emsig auf analogem Tonband aufzunehmen, waren Prozesse, die neuentdeckte klangliche Dimensionen und eine neuartige Vielschichtigkeit in Korns Musik zu Tage gefördert haben. Ob sich dieser Prozess gelohnt hat für die Band, das erfahrt ihr in unserer Teamreview.
Janina: Mit fast 30 Jahren Bandgeschichte und 40 Millionen verkauften Tonträgern weltweit sowie verschiedenster Auftritten in Filmen und Serien (u.a. South Park) zählen Korn zu den Bands, die mittlerweile auch generationenübergreifend begeistern. Jetzt erscheint das neue Album „Requiem“, das zuallererst durch den satten und eingängigen Gitarrensound besticht. Der Aufbau des Albums ist von der ersten bis zur letzten Note stimmig und es gibt keinen Song, der negativ aus der Reihe fällt. Meine persönlichen Anspieltipps sind „Forgotten“, „Disconnect“ und „Worst Is On It’s Way“. (6-7-8)
Jacky: Huch, das war schon wieder eines dieser Erlebnisse, bei denen ich mich fragte, ob ich die richtige Aufnahmen gestartet habe. Denn das, was ich höre, ist irgendwie so gar nicht Korn, wie man sie von Anfang der 2000er Jahre kennt. Ich habe etwas sehr viel Brachialeres oder Durchschlagenderes erwartet und was ich bekomme ist relativ ruhiger und braver Rock. Also ich mag diese Art von Musik sehr, aber ich kann mir gut vorstellen, dass viele im Vergleich zu früher enttäuscht sein mögen, denn so viele Metal-Strukturen sind nicht mehr zu finden. Zudem gerät „Requiem“ mit einer Spiellänge von etwas mehr als gerade mal eine halbe Stunde relativ kurz. Man hört der Platte schon an, dass die Musiker viel Zeit hatten. jeden Ton bis ins kleinste zu optimieren, was es alles in allem absolut stimmig macht, aber ich hätte nicht das Prädikat „Korn“ draufgeschrieben. (8-7-8)
Kevin: Korn? Das war wohl dieses mal nichts, zumindest nichts, was ich von Korn gewohnt bin. Korn präsentieren sich neu, anders und vor allem ruhiger. Ist anders, neu oder ruhig nun schlecht? Nein, eigentlich nicht, aber in dem Fall von „Requiem“ haben sich meiner Meinung nach Korn sehr vergaloppiert. Was hier aber positiv hervorgehoben werden muss, ist, dsas dieses Album trotzdem stärker ist als die letzte Platte “The Nothing” aus 2019. Nichtsdestotrotz habe ich einfach auf mehr gehofft. Die Band weiß auf diesem Album nicht, wo sie hin will, zwischen Zurückhaltung und frei heraus. Ich will Korn gar nicht schlecht reden, sie gehören immerhin zu DEN Mitgründern des Nu-Metal Sounds und sie müssen keinem mehr etwas beweisen. Also lasst sie machen, worauf sie Bock haben, aber überzeugt euch selbst. Der Track „Let The Dark Do The Rest“ steht für mich als Zugpferd des Albums fest, und ist das, was ich von Korn am liebsten mehr sehen möchte. Und zwar Korn und nur Korn. (6-6-5)
Fotocredit: Tim Saccenti