Alli Neumann hat sich gehäutet. Wie eine Zwiebel oder ein Reptil – oder eben eine junge Frau, die sich von all den klischierten Bildern befreit hat, die andere von ihr geschrieben haben. Weg mit dem Ballast, hin zum eigenen Kern. Aber natürlich wäre Alli nicht sie, wenn sie ihre Emanzipation nicht tanzend begangen hätte. „Wenn das Leben böse ist, muss die Musik halt gut sein“, sagt sie und setzt mit ihrem Debütalbum „Madonna Whore Komplex„ düsteren Zeiten voll politischer und gesellschaftlicher Umwälzungen was positiv Flammendes entgegen. Was das Album mit uns macht, das erfahrt ihr in unserer Teamreview.
Janina: Mit ihrem Debütalbum „Madonna Whore Komplex“ emanzipiert sich Sängerin und Schauspielerin Alli Neumann – zum einen ist das Album unter eigenem Label erschienen und zum anderen setzt Alli auch thematisch ein Zeichen. Das Album ist ein Zeichen gegen eindimensionales Denken, gegen Sexismus und gegen veraltete Klischees. Der Titel bezieht sich beispielsweise auf eine Freud’sche Theorie, dass Frauen entweder Madonnen oder Huren seien. Mit dem Album hat sich Alli Neumann auch persönlich von diesen Denkmustern befreit. Inhaltlich treffen die Songs allesamt auf den Punkt und verzichten auf abgenutzte Phrasen und „erhobenen Zeigefinger“. Der Sound ist mitreißend und ohrwurmauslösend. Insbesondere die Songs „Madonna Whore Komplex“, „Frei“, „problem killer“, „männer wie du“, „stadt in satin“ sowie „Herzhotel“ haben mich in ihrer Gesamtheit überzeugt. (8–7–7)
Jacky: Zu aller erst: Was für ein Titel! Wenn es nur darum ginge, würde ich Alli Neumann gerne nur dafür den Preis für den besten Albumnamen 2021 verleihen. Zum Glück steht dieser so vielversprechenden Überschrift das Debütalbum als Ganzes in nichts nach. Ich bin absolut begeistert, wie die Newcomerin von Sexismus und Emanzipation singt, ohne dabei belehrend zu wirken. Dabei passt die Musik auch noch zu den Texten und unterstreicht diese und klingt keineswegs langweilig oder in den Hintergrund gerückt. Ich feiere so viele Lieder aus diesem Album, sodass bei mir „ATLANTA„, „bike boy„, „Keine Zeit“ oder „Frei“ auf und ab laufen. Für mich bleibt vor allem eine Zeile aus zuletzt genanntem Song absolut präsent und fasst die Inhalte der Platte charakteristisch zusammen: „Wie willst du ohne mich leben? – So wie alle anderen auch!„. Von mir gibt es nichts als Liebe für ein Album einer starken Frau für starke Frauen und alle, die sich damit angesprochen fühlen! (9-9-8)
Kevin: Alli Neumann schafft mit ihrem Debütalbum „Madonna Whore Komplex“ einen Soundtrack für eine neue Generation. Für die jungen Menschen in unserer Gesellschaft, die etwas bewegen und zeigen wollen: Lasst uns sein, wer wir sind und lasst uns einfach unsere eigenen Erfahrungen machen; egal ob politisch, gesellschaftlich oder dem eigenen Ich gegenüber. Mit diesen zwölf Songs schafft Alli eine tolle Atmosphäre, die live nur noch herausragender sind. Songs wie „Madonna Whore Komplex“, „Keine Zeit“ oder „bike boy“ sind die Speerspitzen des Albums und lassen uns in die Jugend und Vielseitigkeit zurückversetzen, die wir uns doch alle wünschen. (9-8-8)
Fotocredit: Maike Keller