Direkt aus der unendlichen Darkness des Outerspace landen Die Cigaretten, wie das letzte Mal Galaktika vom fernen Stern Andromeda. Dabei fühlt sich jede Lebensform, die schon mal das Gefühl hatte „Ich gehöre hier nicht hin“ bei den Cigaretten sofort im Safe Space angekommen. In ihrem Versuch, mit uns Kontakt aufzunehmen, wurden Die Cigaretten so in kürzester Zeit zum Untergrund-Geheimtipp. Die erste Grunge-Band, die man mag, selbst wenn man keinen Grunge mag. Ihr Debütalbum „Emotional Eater“ erscheint diesen Freitag. Was unser Team dazu zu sagen hat, das erfahrt ihr hier in unserer Teamreview.
Janina: Die Cigaretten lassen sich auch mit „Emotional Eater“ in keine Schublade pressen. Das Album ist ein musikalisches Tischfeuerwerk, bei dem man am Anfang nicht weiß was kommt. „Emotional Eater“ ist bunt, laut und überraschend. Nach dem ersten Hören ist man in erster Linie irritiert, beim zweiten schafft man es dann die feinen Nuancen herauszuhören, bevor es danach erst langsam seine Wirkung voll entfaltet. Das Album ist nichts für Freunde der flachen Unterhaltung. Mein persönlicher Favorit ist der Song „Irgendwas ist immer„. (7-7-7)
Jacky: Uih, mit „Emotional Eater“ haben Die Cigaretten ein spannendes Erstlingswerk fabriziert. Mit dem Opener starten die drei Jungs verheißungsvoll, sodass ich beim ersten nicht ganz genauen Hinhören mir gar nicht sicher war, in welcher Sprache wir uns befinden oder in welcher Musikrichtung. Die nächsten Songs wie „Glastonbury“ oder „Immer ist irgendwas“ machen das zum Glück deutlich und machen Spaß anzuhören. Was ich an der Platte mag ist, dass es irgendwie anders ist als man sonst so in der deutschen Musiklandschaft hören kann. Vor allem das Interlude „Superallein“ hat es mir angetan, da ich anfangs gar nicht glauben konnte, dass es nach 45 Sekunden schon wieder vorbei war. Und jetzt kommt mein persönliches Aber: Aber ich finde den Song „Danke Mama“ null cool oder witzig oder sonst was. Abtreibungen sind ein super sensibles Thema, welches für mich in dieser Form nicht in so einen Kontext gehört. Das, ich nenne es mal, „Möchtegern-Klassik-Interlude“ konnte diesen Eindruck in der Folge auch nicht revidieren. Mir hat das Album bis zum sechsten Song gefallen, danach ist Schluss (mit Ausnahme von „Kein Bock mehr mit dir rumzuhängen„), daher nur sechs Punkte. (6-6-6)
Kevin: Ach, fragt mich nicht warum, aber ich musste zuerst an Nirvana denken, als ich das Promofoto von Die Cigaretten gesehen habe. Aber Nirvana hat hier nicht auf mich gewartet, sondern etwas ganz anderes als ich erwartet habe, aber keineswegs etwas schlechtes. Viel mehr ist es feiner Pop-Punk mit deutschen Texten, die sich durchaus hören lassen. Dieses Gefühl habe ich bei deutschsprachigem Pop-Punk eher selten. Mit einer Durchschnittslänge von knapp drei Minuten pro Song auf zwölf Songs verteilt, findet die Band genau die richtige Länge pro Song, um zu sagen, was sie zu sagen haben. Der Song „Kein Bock mehr mit dir rumzuhängen“ spiegelt genau das wieder, was wir alle schon Mal in unserem Leben oder in unserem Freundeskreis erlebt haben und der Song sagt eben genau das aus und trifft den Nagel auf den Kopf. Ehrlicher könnte ein Song doch einfach nicht sein, oder? Und dann ist da dieser eine Song, „Klassik Interlude„, der völlig aus dem System fällt und auf den ersten Blick so gar nicht in das Ganze passt aber schaut / hört man mal genauer hin, wird einem schnell klar, dass der Song wie die Faust aufs Auge passt. Er holt uns ab, lässt uns runter kommen und einfach mal abschalten. Die Symbiose der Kompositionen ist einfach exzellent gewählt. (8-9-7)
Die Cigaretten – Emotional Eater Tour 2021
13.11. Einbeck – Backpackers INN
19.11. Chemnitz – Weltecho
26.11. Stuttgart – ClubCANN
27.11. Dresden – Groove Station
02.12. Hamburg – Astra Stube
03.12. München – Feierwerk
04.12. Wolfsburg – Sauna Klub
10.12. Berlin – Schokoladen
11.12. Nürnberg – club stereo
Fotocredit: Katja Ruge