Feiern wie vor Corona wird nach und nach in mehreren deutschen Städten dank 2/3G-Regeln wieder ermöglicht. Daran beteiligt sich auch das Kölner Bootshaus, welches seines Zeichens Platz 6 der 100 besten Clubs der Welt belegt und somit als bester Club Deutschlands gehandelt wird. Seit dem 2. September kann die Location in der Domstadt im Re-Opening Programm wieder seine Pforten öffnen. Den Anfang machte Carnage, gefolgt von vielen weiteren Top-Acts wie DJ Snake oder Headhunterz, um nur einige der großen Namen zu nennen. Am vergangenen Wochenende durften sich Electro-Fans über zwei Acts der Spitzenklasse freuen. Wir durften an beiden Abenden mit von der Partie sein und berichten darüber, wie sich das Feiern wie früher angefühlt hat.
Am Freitagabend begrüßte das ausverkaufte Haus das DJ-Duo Yellow Claw aus Amsterdam als Headliner. Die beiden Niederländer legten für den Hauptact des Abends um 02:30 Uhr ungewöhnlich spät auf. So hatte man davor ausgiebig Zeit den anderen Floor und Künstlerinnen sowie die Bar zu besuchen. So legte RayRay unmittelbar davor in der Haupthalle auf und teilte all ihre Energie mit ihrem Publikum. In einer nahezu symbiotischen Beziehung heizte sich die Stimmung immer weiter wechselseitig auf, sodass sowohl DJane als auch Zuschauerinnen sich einander hingaben. Wenn man von draußen hereinkam, wurde man zunächst von dieser Szenerie nahezu erschlagen, da man diese Freude an der Eskalation nun seit mehr als anderthalb Jahren nicht mehr gesehen hat. So fühlten wir uns die ersten Minuten wie in einem Spiel mit VR-Brille, da man gar nicht so wirklich glauben konnte, dass dies wieder unsere Realität sei, weil es sich so surreal anfühlte.
Dies tat dem Willen zu Feiern und der Liebe zur Eskalation aber keinen Abbruch, sondern befeuerte eher die Gemüter, da es sich fast wie das erste Mal im Club anfühlte. Yellow Claw konnten im Folgenden also ideal von der mehr als hervorragend vorbereiteten Stimmung profitieren, sodass von Sekunde eins ihres Sets die Stimmung passte. Somit wurde reichlich und ausgiebig miteinander getanzt und gesprungen, was hin und wieder echt etwas gewöhnungsbedürftig sein konnte wieder nackte, nassgeschwitzte Oberkörper um sich herum zu haben. Das innere Philosophieren, was man sonst während der Pandemie außerdem nicht vermisste oder eben doch, ließen die zwei DJs im Folgenden jedoch fast nicht zu, da sie ein hammermäßiges traplastiges Set raushauten, das keine Zeit für Zweifel ließ.
Von der Stimmung oder spätestens den exzessiv tanzenden Menschen wurde man mitgezogen und war gezwungen sich wieder auf die wesentlichen Dinge Atmen, Schweiß, Hitze und den eigenen Standort zu konzentrieren – wie wir das lieben! Damit war eine Stunde Abriss garantiert. Dazu servierte uns das Bootshaus eine exorbitante Show mit Lasern, Flammenwerfern und CO2- und Konfettikanonen, welche das Publikum immer wieder zum Ausflippen brachte. Nach gerade mal 60 Minuten war der Spaß dann auch schon wieder vorbei und die Menschenmassen strömten aus der Halle, was ein Fehler war, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte.
Denn während den ersten Minuten des nachfolgenden Act Elle Rich wurde angekündigt, dass Yellow Claw noch ein weiteres Set in der zuvor geschlossenen Blackbox abhalten werden. Also ging es für die meisten Verbliebenen danach rüber auf den dritten Floor, wo der Secret Gig von Yellow Claw bestaunt werden konnte. Beim zweiten Mal lieferten sie ein feines Minimal-Techno-Future-House-Set ab.
Während des gesamten Abends war jede*r Besucher*in mindestens einmal in Bewegung und wurde von dem fulminanten, wenngleich leicht surrealen, Setting mitgerissen. Jedoch war es egal, wen man anschaute, da man niemals in auch nur ein enttäuschtes oder unzufriedenes Gesicht schaute. Alle waren von der Möglichkeit wieder ohne Masken und Abstände zu eskalieren komplett gehyped und diese Nacht war einfach nur groß. Das Bootshaus ist wieder da – und wie!
Fotocredit: Facebook Veranstaltungsfoto