Kurz vor dem 18. Bandgeburtstag haben sich die ehemaligen Hamburger von Montreal gedacht, dass es Zeit wäre für ein „Best Of“. Aber wie wählt man aus 7 Alben und 2 EP’s die besten Songs aus? Jedenfalls nicht selbst. Anfang des Jahres riefen die Berliner zu einem riesigen Fan-Voting auf. Die Resonanz war wesentlich größer als erwartet (wie Hirsch uns im April bereits im Interview verraten hatte). Am Ende haben 2.874 Menschen abgestimmt – die „Bestandsaufnahme 2003 – 2021“ erscheint am 24.09.2021 und enthält die Top 15 sowie 3 neue Songs.
Eins vorweg – die Songs wurden nicht nach ihrer Platzierung im Voting angeordnet, sondern wurden seitens der Band in eine für den Hörgenuss sinnvolle Reihenfolge gebracht. Und für alle, die neugierig sind wie das Voting ausgegangen ist, habe ich unten in der Tracklist habe ich das Ergebnis hinter dem jeweiligen Song vermerkt.
Besonders viele Songs vom Album „Schackilacki“ haben es auf die „Bestandsaufnahme 2003 – 2021“ geschafft, und zwar „Kino?!“, „120 Sekunden“, „Osnabrück“ und „Idioten der Saison“. Dicht gefolgt von „Sonic Ballroom“, vom dem die Songs „Auf der faulen Haut“, „Zucker für die Affen“ und „Tag zur Nacht“ stammen. Der absolute Favorit der Kurator*innen stammt vom 2009er Album „Montreal“. Mit knapp 75% aller Stimmen war „Endlich wieder Diskozeit“ klarer Sieger der Abstimmung und lag bereits kurz nach Start des Votings weit vorn. Die restlichen Songs stammen – in recht harmonischer Aufteilung – von den restlichen Veröffentlichungen und bilden dadurch eine komplette Zeitreise durch die musikalische Entwicklung der Band. Insbesondere durch Songs wir „Walkman Revolution“ oder „Ubahnlinie 2“ geht’s weit zurück in der Geschichte und bilden dadurch einen schönen Kontrast zu den neuen Stücken wie „Danke für die Nase“, wo durchaus die Weiterentwicklung hörbar ist, aber dennoch der Charme über die Jahre nie auf der Strecke geblieben ist.
Neben den 15 Besten der Besten, gibt es drei neue Songs – „Zum Glück nicht relevant“ und „Danke für die Nase“, die in den vergangenen Monaten nebenbei als Singles released wurden und somit beim Erscheinen des Albums nicht mehr unbekannt sind, sowie „Gold und Häppchen“. Dieser Song ist mit weniger als 1 Minute Spielzeit eher ein Songhäppchen, aber inhaltlich ein Goldstückchen.
Andere Menschen entscheiden lassen birgt immer das Risiko, dass sich entweder kaum jemand beteiligt oder nicht ernstgemeint abgestimmt wird. Im Fall von Montreal hingegen wurden jegliche Erwartungen übertroffen und es wurde ein spannender Querschnitt aus knapp 18 Jahre Bandgeschichte ausgewählt. Dadurch ist die „Bestandsaufnahme 2003 – 2021“ vermutlich eins der liebevollsten „Best Of“ – Alben unserer Zeit, insbesondere da alle Kurator*innen Erwähnung im Booklet finden. Auch die neuen Songs passen großartig ins Album und geben dem ganzen ein wenig frischen Glanz. Besonders „Zum Glück nicht relevant“ ist in den vergangenen Monaten zu meinem ständigen Ohrwurm mutiert.
Als kleine Besonderheit veröffentlichen Montreal ihre „Bestandsaufnahme“ nicht nur als CD (oder Stream/Download), sondern ebenfalls als Vinyl und auf – klassisch Mixtape – als richtige Kassette. Die Platten und Kassetten sind limitiert und exklusiv nur über den Montreal Shop bestellbar.
Das Interview mit Hirsch findet ihr hier.
Tracklist
Tag zur Nacht (04)
Zum Glück nicht relevant (neu)
Hier und heute nicht (10)
Kino?! (03)
Auf der faulen Haut (02)
UBahnlinie 2 (07)
15 Jahre für die Punchline (06)
120 Sekunden (15)
Danke für die Nase (neu)
Endlich wieder Diskozeit (01)
Zucker für die Affen (08)
Das falsche Pferd (05)
Osnabrück (14)
Walkman Revolution (11)
Idioten der Saison (12)
Neues aus der Hobbythek (09)
Max Power (13)
Gold und Häppchen (neu)
Fotocredit: Steffen Neumeister