Am letzten Julitag hatten wir die Ehre dem Konzert von Bosse in Lüneburg beizuwohnen. Elf Tage später konnten wir den Braunschweiger noch einmal im Hamburger Stadtpark sehen, allerdings in Begleitung von Marcus Wiebusch und Thees Uhlmann. Gemeinsam traten die drei Tenöre und gefeierten Vertreter des deutschsprachigen Indie-Rockpops als WBU, also WiebuschBosseUhlmann, auf. In der Hansestadt konnten sie im Stadtpark am Mittwochabend ein furioses Heimspiel feiern.
Die Überschrift sagt eigentlich schon alles. Marcus Wiebusch, Aki Bosse und Thees Uhlmann als Dreiergespann zu erleben war und ist eindeutig ein „once-in-a-lifetime“-Erlebnis, das man, wenn möglich, keinesfalls missen sollte. Aber nicht nur, wenn man Fan einer oder gleich aller der drei eigenständigen Acts ist, sondern auch einfach, wenn man einen schönes Konzerterlebnis mit witzigen Ansagen erleben wollte. Denn davon bot vor allem Thees Uhlmann einige an. Der Sänger, der vor seiner Solo-Karriere führend bei Tomte war, lieferte auf jeden Fall die längsten Ansagen des Abends, an dem wir zum ersten Mal zum Open-Air in Hamburg keine Regenjacke mitnehmen mussten. Der sommerwarme Abend begann überpünktlich um 19:59 Uhr mit „48 Stunden“, bei dem erst Marcus Wiebusch selbst, dann Thees Uhlmann und zuletzt Bosse sangen.
In der Reihenfolge wechselten sich dann meistens ebenfalls die ausgewählten Songs des Trios ab. So bestritten sie zu gleichen Anteilen von Kettcar und Marcus Wiebusch solo, Thees Uhlmann und Tomte sowie Bosse den Abend. Lediglich Bosse konnte nur sechs statt sieben Lieder wie die jeweils anderen präsentieren, hatte zu „Das hier ist Fußball“ allerdings auch eine kurze Pause. Insgesamt entstanden dabei einzigartige Versionen, die WBU zusammen zauberten. So gab es unter anderen einen Teil, der an einen dreistimmigen Chanson erinnerte, akustische Strophen oder einfach nur einzelne Parts vom jeweils anderen gesungen. Wer kann schon behaupten zum Beispiel Bosses „Wartesaal“ anteilig von Marcus Wiebusch gehört zu haben? Begleitet wurden die drei Hauptakteure, die in bester Kettcar-Manier auf roten Teppichen platziert waren, dabei von vier weiteren Bandmitgliedern, die in kürzester Zeit die neuen Arrangements lernen mussten. Mit denen und auch untereinander wurde fröhlich Instrumente durchgetauscht, sodass man Bosse für eine kurze Periode am Schlagzeug oder am Schellenkranz erleben konnte.
Ansonsten ging das Konzept der drei Musiker vollkommen auf und sie profitierten alle gegenseitig von der Präsenz des anderen. Wo Uhlmann zu lange Ansagen machte, agierte Wiebusch zurückhaltender. Während letzterer dafür gewohnt wenig Aktion aufzeigte, tanzte und schwitzte sich Bosse für ihn typisch durch den Abend. Was aber am deutlichsten auch in den Zuschauerrängen zu spüren war, war die Tatsache, dass alle drei wirklich offensichtlich Spaß an der Musik und miteinander hatten. Die Zuschauerschaft hat dabei also nicht nur das Beste aus drei Welten erhalten, sondern auch ein sympathisches Miteinander oder den einen oder anderen Witz auf Kosten des anderen. So hatten sich zum Beispiel Bosse und Uhlmann in eine Diskussion über (Noten)ständer verstrickt, bis sie zu der Erkenntnis kamen, dass es dem nächsten Lied „Nur einmal rächen“ von Wiebusch eigentlich überhaupt nicht gerecht werden, woraufhin sich folgender Dialog ereignete:
Bosse (an Marcus gewandt): Willst du noch was sagen, Marcus?
Marcus (komplett trocken): Nein.
Thees (äfft Marcus nach): …und das geht so.
Damit hatten die Drei häufig die Lacher und die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite, wobei dieses schon vollkommen aus dem Häuschen war als die drei Bosse (alternativer Vorschlag für den Bandnamen von Uhlmann) die Bühne betraten. Nach dem letzten Song „Landungsbrücken raus“ war der Applaus dann ohrenbetäubend laut und alle Menschen wie elektrisiert von einem hervorragenden Konzert, das bisher für die schönsten zwei Stunden August sorgte.
Fotocredit: Andreas Hornoff