Da auch in diesem Sommer keine klassischen Festivals möglich waren, hat es sich die Pretty Days Festival Tour zur Aufgabe gemacht wenigstens ein klein wenig Festivalfeeling quer durch Deutschland touren zu lassen. Mit dabei sind drei völlig verschiedene Künstler:innen: der Singer-Songwriter Luke Noa, die Grunge-Post-Punk Band SHYBITS sowie die Indieüberflieger RAZZ. In Kombination mit der Veranstaltungsreihe Knust 2Go fand das Konzert am 09.08.2021 auf der Rollschuhbahn Planten un Blomen statt.
Zwei der drei Bands des Abends kannte ich nicht und hab sie mir im Vorfeld auch nicht angehört – ich wollte mich ganz Festival-like von neuer Musik überraschen lassen. Kurz nach 18:00 Uhr wurde der Abend vom Singer-Songwriter Luke Noa eröffnet. Ihn kannte ich vorher noch nicht und der erste Act zu sein, ist auch meist eine eher schwierige Aufgabe. Aber diese Aufgabe hat Luke Noa sehr charmant bravourös gemeistert. So hat er es geschafft, dass man so in den Bann gezogen wurde, dass man die benachbarten Skater ausblenden konnte (ein kleiner Nachteil an der Location – nur ein Teil der Rollschuhbahn ist Konzertlocation, der Rest ist im normalen Parkbetrieb).
Danach kam das Berliner Trio SHYBITS, deren Musik ähnlich zusammengewürfelt und dennoch passend wirkte wie die Band selbst. Während Megan aus Südafrika stammt, kommt Piero aus Italien und Liam aus England. Mittlerweile machen sie in Berlin Musik, die teilweise nach 90er Jahre Grunge klingt mit Pop-Punk Einflüssen – irgendwie rotzig, dennoch spaßig und oftmals mit abrupten Ende des Songs. Die SHYBITS kannte ich zuvor ebenfalls nicht und sie waren ein Erlebnis, auch wenn es mich persönlich nicht so mitgerissen hat wie der Auftritt von Luke Noa. Aber das liegt eher an meiner Liebe für Singer-Songwriter.
Kurz vor meinem persönlichen Highlight des Abends zogen dunkle Wolken auf und binnen Minuten prasselte der Regen auf die Zuschauer nieder. Helle Blitze zuckten über den Himmel. Immerhin war das schlimmste Gewitter nach wenigen Minuten weitergezogen, so dass RAZZ relativ pünktlich die Bühne betraten. Jedoch hielt die Freude nicht lang, da es nach wenigen Songs plötzlich ruhig wurde – Stromausfall. Die Bühnenlichter gingen aus und die Instrumente verstummten. Es dauerte knappe 20 Minuten bis das behoben war und RAZZ konnten mit ihrem Set weitermachen. Stimmung war – trotz des Regens – ausgelassen und gut, aber wenn es ein überschaubares Publikum war. Mit einem Querschnitt ihrer Songs bewiesen sie, dass sie eine extrem gute Liveband mit unglaublicher Bühnenpräsenz sind. Darüber hinaus stellte Niklas sein stimmliches Können unter Beweis und überraschte mit einem sehr guten Cover der Gnarls Barkley Songs „Crazy“. Dann kam es wie es kommen musste – am Ende gab es mehr Songs als Zeit. Da die Auflagen besagten, dass Punkt 21:00 Uhr Schluss zu sein hat, gab es keine Möglichkeit für RAZZ die Zeit des Stromausfalls nachzuholen. Das Publikum durfte dann abstimmen welche der Songs der Setlist gespielt werden sollten. Zwangsweise wurde das Konzert pünktlich beendet, allerdings folgte eine winzig kleine akustische Gitarreneinlage – ohne Mikro und mit gesanglicher Unterstützung der Zuschauenden.
Die Veranstaltung hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und es war ein „Best Of“ kleiner Festivalmomente – vom Entdecken neuer Musik, Bier im Sonnenschein, panisches Suchen nach dem Regenponcho, warten auf den Main Act bis hin zu guten Gesprächen war alles dabei. Am Ende überwog das Gefühl, dass trotz Nässe und Pannen das Beste aus der Zeit gemacht worden war.
Fotocredit: Martha Friedel