Jede*r besitzt wohl seine eigenen Monster und geht damit auf die eine oder andere Weise um. Der britische Singer/ Songwriter macht seine Art der Verarbeitung am Freitag mit seinem neuen Album „monsters“ öffentlich. Das vierte Album des 30-jährigen beschäftigt sich primär mit mentalen Problemen, die Tom Odell am eigenen Leib erfuhr, sodass er seine Erfahrungen in seiner Musik manifestierte. Denn als er eines Tages aufwachte und keine Musik mehr machen konnte, wusste er, dass etwas passieren musste. In diesem Fall war es die Rückkehr nach Hause und das Schreiben der neuen Songs. Wie sich diese anhören verrät unsere Teamreview.
Janina: Schreiben kann helfen Licht in die eigenen, düsteren Gedanken zu bringen und die inneren Dämonen kleiner erscheinen zu lassen. Bei Tom Odell hat’s beispielsweise geholfen. Nach seinem riesigen Erfolg seines Debütalbums „Long Way Down“ (Platinstatus, in mehreren Ländern hohe Chartplatzierungen sowie einen Brit-Award) fiel Tom in eine Spirale aus Erfolgsdruck und Besessenheit seiner Arbeit. Dies hatte fatale Folgen für seine mentale Gesundheit, die ihn insbesondere 2018 und 2019 ständig begleitet haben. Als er es schaffte seine Gedanken von dem (Erfolgs-)Druck zu befreien und seine Gefühle wieder in den Vordergrund zu stellen, schrieb sich sein viertes Album „monsters“ fast von allein. Die 16 Tracks verarbeiten die Zeit auf eine poplastige und emotional-therapeutische Art. Und die Songs sind keine leichte Kost. Man spürt beim Hören den inneren Kampf seiner „Monster“ und den Schmerz, der damit einhergeht. Man wird bereits mit „numb“ in diesen Strudel hineinkatapultiert, aber nie so tief, dass man nicht mehr herauskommt. „numb“ gehört neben „tears that never dry“ für mich zu den stärksten Songs des Albums. (8-8-8)
Jacky: Für mich ist der Name Tom Odell wie für wie so viele vermutlich untrennbar mit dem Song „Another Love“ verbunden, in dem er absolut großartig von einer anderen Liebe erzählt. Das gleiche intensive Erzählen können wir als Zuhörer*innen ebenfalls auf seinem neuen Album „monsters“ erleben. Inhaltlich geht es auch hier wieder um zerbrochene Liebe und Trennungen, in diesem Fall sogar von sich selbst, was wohl der schlimmsten Form von Entzweitheit entspricht. Mit dem Album verarbeitet der Singer/Songwriter Rückschläge seiner mentalen Gesundheit und immer währende innere Unruhe seit seinem Debüterfolg mit 21 Jahren. Diese Schwere hört man den 16 Songs durchaus an. Für mich ist gerade der Anfang mit „numb“ und „over you yet“ besonders stark gewählt. Tom bleibt seinem Stil dabei grundsätzlich treu, ohne dass es redundant zu vorherigen Platten gesehen werden kann. Allerdings kommt es für meinen Geschmack ein hin und wieder ein bisschen zu elektronisch daher, also etwas zu sehr im „Bedroom-Pop-Sound“. (7-7-7)
Kevin: Das neue Werk von Tom Odell ist ein Befreiungsschlag. Es ist sanft und doch auf den Punkt gebracht, gefühlvoll und trotzdem stark wie ein Bär, der auf Beutezug durch die Waldlandschaft streift. Mit „monsters“ kämpft Tom noch deutlicher als in seinen Vorgängeralbum mit sich und seinem persönlichen Sein. Der Kampf um Erfolg und ständiges Paratstehen. Es ist ein Album, was uns verdeutlicht, das eben nicht immer alles Friede Freude Eierkuchen ist. Die Vorabsingle „numb“ zählt für mich zu einem der stärksten Tracks des Albums. Man muss Odells Sound nicht mögen, aber songwritingmäßig ist dieses Album ein Meisterwerk. So muss ein zurecht erfolgreicher Singer/Songwriter Sound aus UK klingen. (7-9-9)
Fotocredit: Sony Music