Während Modeselektors aktuelles Extended-Mixtape mit allen möglichen musikalischen Experimenten bevölkert ist, könnten selbst die eifrigsten Fans des Duos von Dating Is In China überrascht sein, das möglicherweise der offenkundigste Pop-Track ist, den sie je geschaffen haben. Es ist eine Zusammenarbeit mit der argentinischen Künstlerin (und Monkeytown-Stammgast) Catnapp und gleichzeitig der Titeltrack der dritten EP, die nach Mean Friend und Social Distancing im Anschluss an Extended veröffentlicht wurde.
Die Ursprünge von „Dating Is In China“ liegen in Disc, einem skurrilen, melodischen Juwel von Extended, das auf einem modernen Mario Kart-Soundtrack nicht fehl am Platz wäre. Catnapp fühlte sich sofort davon angezogen, nachdem sie eine frühe Version des Mixtapes gehört hatte, und ging schnell mit Modeselektorins Studio, um ihre gefühlvollen Vocals in nur einem Take aufzunehmen. Es gibt etwas einzigartig Reines und Ehrliches an ihrer Performance und an „Dating Is In China“ im Allgemeinen, aber es ist nicht zu leugnen, dass der sehr poppige Song so etwas wie einen Ausreißer im Modeselektor-Katalog darstellt.
Mit diesem Wissen hat das Berliner Duo eine alternative „Speed Dating Version“ zusammengestellt, und obwohl ihre Absicht war, etwas typischeres für ihren gewohnten Sound zu kreieren, sind sie letztendlich doch einen anderen, neuen Weg gegangen – wenn auch einen lohnenden voller sprudelnder Melodien und knackiger Synthie-Stöße. Eine noch radikalere Verwandlung vollzieht sich bei der Drone-Version des Songs „Dated In China“, die das Energielevel weit nach unten schraubt, während sie die Vocals herausnimmt und in ein Bad aus meditativen, langgezogenen Tönen eintaucht.
An anderer Stelle geben Modeselektor die Tasten an ein Trio von Remixern ab, die alle ihre eigene Magie in „Dating Is In China“ einbringen. Da sie wissen, dass die Schweden seit langem eine besondere Beziehung zur Popmusik haben, haben sie Aasthma (a.k.a. Pär Grindvik und Peder Mannerfelt) engagiert, die den Song in eine verträumte, fast orchestrale Richtung bringen. Im Gegensatz dazu sorgt die Jersey-Club-Queen Uniiqu3 mit ihren eindringlichen Drums für einen ordentlichen Schuss Adrenalin, ganz zu schweigen von den „too hot for TV“-Soundeffekten, die sie ebenfalls in den Mix wirft. Die letzte Überarbeitung der EP kommt von einem alten Freund, TimTim, der das Original mit seinem kopfdrehenden (und eindeutig IDM-angehauchten) Remix geschickt in Scheiben schneidet und würfelt.
In Wahrheit klingt nichts auf Dating Is In China wie eine typische Modeselektor-Produktion, und vielleicht ist es genau das, was die EP so überzeugend macht.
Fotocredit: Birgit Kaulfuss zur Verfügung gestellt von BALLYHOO MEDIA