An dieser Stelle möchten wir euch Nico und Limi mit ihrem Projekt No Longer Human vorstellen. Die beiden Jungs haben sich mit dem Start ihres eigenen Klamottenlabels im Oktober 2020 einen Traum erfüllt und wollen dieses Jahr voll durchstarten. Grund genug für unsere Redakteure Kevin und Jacky einmal genauer nachzuhaken, denn es handelt sich um ein besonderes Projekt, das nicht nur auf Mode ausgerichtet ist, sondern auch die Themen Musik und Mental Health berücksichtigt. Doch, welcher Gedanke und wer genau hinter No Longer Human steckt, erzählen euch die Beiden im Interview am besten selbst; es lohnt sich!
Frontstage Magazine: Hallo Nico und Limi, wir hoffen, es geht euch gut? Wie habt ihr den Jahreswechsel verbracht?
Nico: Hi, erstmal vielen Dank, dass ihr uns die Möglichkeit gebt. Wir freuen uns mal ein bisschen ausgiebiger über No Longer Human reden zu können. Mir geht es ganz gut, die derzeitige Situation ist wahrscheinlich für jeden kompliziert, aber man macht das Beste daraus. Den Jahreswechsel habe ich ziemlich ruhig verbracht – Netflix und Photoshop.
Limi: Hallo, mir geht es da ähnlich wie Nico. Einfach ist es sicher für niemanden momentan, aber man kämpft sich durch. Ich habe den Jahreswechsel mit meiner Freundin zu Hause verbracht, also auch ganz entspannt.
Frontstage Magazine: Ja, uns geht es auch so. Ihr beiden steckt hinter No Longer Human. Für die Leute, die euch noch nicht kennen, oder vermuten es könnte sich um eine Band handeln, was verbirgt sich hinter diesem Namen?
Nico: Leider sind wir keine Band, dafür fehlt uns das nötige Know-How mit den Instrumenten, aber was nicht ist, kann ja noch werden (lacht). Spaß beiseite, der Name „No Longer Human“ ist direkt vom gleichnamigen Buch des japanischen Autors Dazai Osamu genommen. Als ich frisch umgezogen bin habe ich das Buch gelesen und die Geschichte, die Dazai Osamu mit seinem Namen trägt, war dabei entscheidend was NLH sein soll. Es geht dabei um eine Person, die sich nicht zugehörig fühlt, immer fehl am Platz ist und sich selbst nicht wie ein Mensch sieht. Genau diese Gefühle haben mich einen sehr langen Teil meines Lebens begleitet und ich wollte einen Ort für Menschen schaffen, denen es genauso geht – einen Ort an dem sie über ihre Probleme, das Leben an sich oder jedes x-beliebige Thema, was ihnen gefällt reden können. Der wichtigste Punkt für mich dabei ist, dass sich die Menschen finden und merken, dass sie nicht allein sind und es Personen gibt, die da sind, um zu helfen. Das ist der Grundgedanke von No Longer Human.
Limi: Wir sind auch mittlerweile ein Dreiergespann, Anfang des Jahres haben wir Unterstützung erhalten von Cat, einer guten Freundin und sehr guten Fotografin!
Frontstage Magazine: Okay, ihr seid also keine Band, das wissen wir nun, aber arbeitet mit welchen zusammen. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?
Nico: Sehr gute Frage! Im Großen und Ganzen soll die Zusammenarbeit ein Geben und Nehmen sein. Heißt die Bands supporten uns, indem sie unsere Sachen tragen, unsere Posts teilen, bei Bestellungen unsere Sticker und Flyer mit auslegen und uns, wenn möglich, mit erwähnen. Im Gegenzug unterstützen wir die Bands genauso durchs Teilen der Beiträge, der Musik und was immer sie gerne an die Öffentlichkeit senden wollen. Außerdem wird es Kollaborationen mit den Bands geben, zum Beispiel startet bald unsere zweite Season. Es wird ein Shirt mit der West Midlands Beatdown Band Loose Ends geben. Genauso können die Bands aber auch bei uns anfragen, falls wir sie irgendwie supporten können. Gerade jetzt ist es wichtig die Bands, die man gerne hört, zu unterstützen, sei es durch Merch Käufe, streamen oder kaufen der CDs – ohne die Hilfe der Fans sind die Bands schneller weg als man möchte. Deswegen würde ich jetzt gerne Mal die Möglichkeit nutzen die Künstler, mit denen wir zusammenarbeiten hier zu erwähnen. Dazu gehören derzeit wie schon erwähnt Loose Ends (UK), We Too Will Fade (Deutschland) und der Rapper Figure.09 (UK). Mittlerweile sind alle sehr gute Freunde von uns und man verbringt (digital) die abendlichen Stunden auch mal mit denen beim Zocken haha!
Frontstage Magazine: Nichtsdestotrotz scheint Musik ja ein wichtiger Bestandteil für euch zu sein, da ihr auch eine NLH-Playlist bei Spotify erstellt habt. In welcher Verbindung steht ihr zu der Musik und welches Genre hört ihr am liebsten?
Nico: Definitiv, ohne Musik wären wir nicht die Menschen, die wir heute sind. Man lernt Freunde kennen, verbindet viel mit den Lyrics und trägt die Musik oft auch unter der Haut. Die Musik in der Playlist besteht aus den 5 Lieblingssongs der Bandmitglieder, des Teams und jeden Freitag rufen wir auf Instagram auf uns neue Songs zu schicken die da mit reingepackt werden sollen. Dadurch wächst die Playlist und man findet neue Musik, die andere berührt und einen durch schwierige, aber auch schöne Zeiten begleitet hat. Musikalisch bin ich angelegt im Hardcore, Midwest Emo und Melodic Hardcore.
Limi: Musik verbindet eben auch Menschen miteinander, wofür wir beide auch ein gutes Beispiel sind. Nico und ich haben uns über Freunde auf Konzerten kennengelernt und jetzt arbeiten wir gemeinsam an diesem Projekt. Uns verbindet die Leidenschaft für Musik und so wollen wir auch versuchen Menschen zusammenzubringen. Mir fällt es eher schwer, mich da auf ein bestimmtes Genre festzulegen, da es auch immer stimmungsabhängig ist. Ich würde sagen, dass Hardcore, Metalcore und Punkrock meine Playlisten prägen, aber ich höre auch gerne mal Rap.
Frontstage Magazine: Erwähnenswert ist zudem, dass ihr nicht einfach nur Klamotten verkauft, sondern auch eine Community für Mental Health schafft. Wie genau sind eure Intentionen in diesem Feld gelagert und wie ist eure Community aufgestellt?
Nico: Ich muss gestehen, dass die Community bisher recht klein ist. Das ändert sich aber auch mit Season 002. Wir wollen vorerst einen Discord-Server eröffnen, wo sich Leute unterhalten und verabreden können. Das war für uns gerade die einfachste Variante, da uns noch Möglichkeiten fehlen einen Chatroom in unsere Website zu integrieren. Außerdem wollen wir einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf der Klamotten an Mental Health – Organisationen spenden, um diese zu unterstützen. Im Großen hoffen wir das Personen, die der Seite folgen, merken, dass wir für sie da sind. Egal, worum es geht und wie schwierig das Problem ist, wir geben unser Bestes, um zu helfen.
Limi: Wir fangen ja auch gerade erst an, und sind dabei zu wachsen. Wir werden versuchen dieses Jahr einiges auf die Beine zu stellen, womit wir unsere Reichweite vergrößern können und mehr Menschen auf unser Projekt aufmerksam werden.
Frontstage Magazine: Das klingt echt cool! Könnt ihr ein Beispiel für eine typische Situation geben, in der ihr schon helfen konntet? Wie läuft das bei euch in der Community genau ab und wie können Fans Teil davon werden?
Nico: Ich glaube ein typisches Beispiel sind zurzeit Nachrichten, die wir auf Instagram erhalten in denen Leute uns ihre Probleme oder Sorgen schildern und wir dann beratend zur Seite stehen, indem wir sagen, wie wir in der Situation handeln würden. Außerdem ist es uns wichtig nicht nur informativ zu antworten, sondern auch auf den Menschen einzugehen, um die Gesamtsituation zu einem gewissen Teil erfassen zu können. Daraufhin kann man dann seine Fragen und Antworten zielgerichtet stellen, um mit der Person zusammen an einer Lösung zu arbeiten. Persönlich will ich den Personen immer nur Denkanstöße geben und sie so dazu zu bringen selbst eine Lösung zu finden. Das hat mir selbst sehr gut geholfen, natürlich ist jeder anders, aber das ist zumindest der Weg, den ich normalerweise gehe.
Limi: Wie schon gesagt wird die Community gerade noch aufgebaut und der Discord-Server wird Ende Januar veröffentlicht. Teil davon werden kann man ziemlich einfach – entweder man schreibt uns bei Instagram an oder per Mail. Sobald der Server offen ist, wird er auch offen für jeden zugänglich sein. Der Ablauf ist ziemlich einfach, wir hoffen, dass viele Leute auf den NLH-Server aufspringen und dadurch die Leute jemanden finden mit dem sie in Kontakt bleiben wollen und der ihnen hilft. Ich glaube der Spruch “Hilfe zur Selbsthilfe” ist da sehr passend. Demnach sollen die Leute sich dort kennenlernen, Freunde finden und nicht mehr dieses Gefühl haben niemanden zu haben, sondern zu etwas dazuzugehören. Außerdem werden wir die Leute direkt mit in die Produktion involvieren, wir wollen, dass die Community ein Teil von uns ist und daher Hand in Hand mit uns arbeitet. Wir sind selbst jung und machen Fehler, deswegen ist es wichtig das wir auch darauf hingewiesen werden was man besser oder anders machen kann.
Frontstage Magazine: Schon mal viel Erfolg dabei. Und jetzt die Frage, die ihr wahrscheinlich schon viel zu oft gehört habt. Habt ihr überhaupt Ahnung von Mode? Denn aktives Musikinteresse und Mental Health sind gar nicht Haute Couture, oder?
Nico: (Lacht) Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung von Mode. Ich trage das, was mir gefällt, gepaart mit dem, was ganz oben im Schrank liegt. Aber zumindest weiß ich was zurzeit in der Szene im Trend ist, an Designs und Klamotten und kann mich daran orientieren. Ich habe, bevor es No Longer Human gab, hobbymäßig als Grafikdesigner gearbeitet und unter anderem Designs für Imminence oder Justice for the Damned entworfen. Außerdem ist es wichtig sich umzusehen – was hängt zurzeit in Geschäft XY, was verkaufen Bands gerade und was passt zur jetzigen oder kommenden Jahreszeit. Das sind so die Dinge, an denen ich mich orientiere. Cat und Limi schmeißen mir immer Ideen zu und wir gucken dann zusammen was zum Thema Mental Health passt, um immer eine Message zu haben, die die Menschen tragen können.
Limi: Wir machen aber eigentlich auch das, worauf wir Lust haben und was uns gefällt. Im Optimalfall finden es auch andere Leute gut, aber da mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Nicos Designs sind echt cool und ich freue mich schon, die Season 002 endlich in den Händen zu halten. Außerdem sollte gerade dem Thema Mental Health mehr Aufmerksamkeit zukommen, als das momentan der Fall ist. Wir hoffen, dass wir dazu beitragen können, das zu ändern.
Frontstage Magazine: Ihr seid ja noch recht frisch dabei. Wo seht ihr euch persönlich mit diesem Projekt in fünf Jahren? Habt ihr euch Ziele gesteckt?
Nico: Frisch ist schön gesagt, tatsächlich gibt es uns erst seit Oktober, das komplette Projekt plane ich aber seit Anfang 2020. In fünf Jahren will ich, dass diese Community als eigenständiges Organ handeln kann und selbst eine Inspiration ist, um anderen zu helfen. Persönlich wünsche ich mir ein No Longer Human – Festival mit den Bands, mit denen wir zusammenarbeiten. Tatsächlich gab es dafür auch schon Anfragen von den Bands (lacht). Aber gut Ding will Weile haben.
Limi: Oh ja, so ein eigenes Festival ist schon ein kleiner Traum von uns! Ansonsten bin ich gespannt, wohin die Reise geht und wie sich alles entwickelt.
Frontstage Magazine: Gibt es in dieser Zeit Highlights, auf die man besonders gespannt sein darf?
Nico: Gerade haben wir Season 002 „Empty Days“ veröffentlicht und ich schreibe gerade noch an einem Gedichtband, aber dazu mehr, wenn die Zeit reif ist (grinst)!
Limi: Wir wollen natürlich auch nicht zu viel verraten. Wir haben noch einige Dinge für dieses Jahr geplant, also seid gespannt.
Frontstage Magazine: Das sind wir auf jeden Fall! Vielleicht kennt ihr die Art der letzten Frage schon aus anderen Interviews: Wie sieht euer stilechter Bad-Taste-Look aus?
Nico: Ich würde sagen ein Borat-Anzug darf da nie fehlen (zwinkert). Vielen Dank für das Interview und die großartigen Fragen!
Limi: (Lacht) Ja, bei dem Borat-Anzug gehe ich mit. Danke, für das tolle Interview!
Frontstage Magazine: Wir haben zu danken für eure Zeit und eure ausführlichen Erklärungen. Hat uns auch sehr viel Spaß gemacht und wir wünschen euch viel Erfolg mit eurem Projekt. Bleibt gesund und bis bald!
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