2020! Lockdown für die Kultur seit März. Jahres-Einkommen = Null. Wirtschaftsunternehmen mit großer Lobby werden mit Milliarden gerettet, während unzählige Solo-Selbständige der Kulturbranche ihre Soforthilfe sogar zu großen Anteilen wieder zurückzahlen müssen.
„Was wär, wenn Musik nicht mehr wär?“ fragt Sänger Jonas Schubert in der vorletzten Zeile, nur um seinen Monolog mit der zentralen Frage von Millionen Kulturschaffenden zu beenden: „Was ist das, was ich tu eigentlich wert? „ „Frühling Winter“ ist kein Protestsong oder ein infrage stellen, der Corona-Maßnahmen. Viel mehr liest er sich wie ein offener Brief, der gehört werden will und auch muss!
Ein abgrundtief ehrlicher Jahresrückblick, der mehr Fragen als Antworten bereithält.
Irgendwo zwischen Ohnmacht und Verdrängung. Kapitulierend vor dem Algorithmus aus Ereignisdichte und deren Aufmerksamkeits-Spanne, streut OK KID noch Salz in die offene Wunde: Corona darf nicht als Ausrede dienen, alle anderen schmerzhaften, gesellschaftsrelevanten Themen hintenüberfallen zu lassen.
Wie haben wir Hanau aufgearbeitet? Was ist ein halbes Jahr nach den Black Lives Matter Demos noch übrig vom gemeinsamen Kampf gegen Rassismus? Was haben wir daraus gelernt? Und: wo bringt uns all das alles hin?
„Frühling Winter“ hält uns allen den Spiegel vor. Bilder des Jahres, die uns kurz vor Weihnachten nicht zu Tränen rühren, sondern uns stattdessen mit einer brachialen Schelle zum Nachdenken auf den Hinterkopf treffen.
Und so ist es auch nicht dem Zufall überlassen, dass der Song in einem opulenten, orchestralen Outro endet, der dem Zuhörer selbst die Wahl lässt, ob er hier ein Happy End hört, die Apokalypse oder einen Neuanfang.
Für den Dreh des Videos haben sich OK KID die Ehrlichkeit der leeren Kölner Philharmonie ausgesucht. Es werden interdisziplinäre Kunstformen, die allesamt existentiell von der Krise getroffen sind, in Erscheinung treten.
Die Band möchte die Erlöse des Songs zu 100% dem Bündnis „Alarmstufe Rot“ spenden.
Fotocredit: Single Cover